Die Corona-Pandemie hat die Outplacement-Beratung vor einschneidende Herausforderungen gestellt. Einerseits prägt der Trend zur Digitalisierung und der Arbeit in Remote-Situationen auch unsere Beratungstätigkeit und fordert hier neue Arbeitsweisen. Andererseits erschwert die Situation am Arbeitsmarkt für die Klienten den Bewerbungsprozess selbst. Der Markt ist volatiler, die Zahl der Arbeitslosen ist gestiegen: Ende Januar 2021 waren in der Schweiz rund 40% mehr Personen arbeitslos als im Vorjahr (swissinfo). 

Die Corona-Krise wirkt zusätzlich zum Verlust des Arbeitsplatzes destabilisierend auf die Betroffenen. Die Bewerbungsprozesse sind aktuell noch anspruchsvoller geworden. Die Auswahlprozesse mit Remote-Vorstellungsgesprächen fordern den Bewerbern ganz neue Fähigkeiten ab. Zusätzliches Know-how und Training sind erforderlich, um die fehlende Routine eines face-to-face Interviews auszugleichen. 

Insbesondere für unsere Klienten aus den Branchen Detailhandel, Tourismus, Gastronomie und Industrie, in denen der Arbeitsmarkt austrocknete, ergab sich seit Anfang 2020 eine verschärfte Situation. Denn hier war eine Rückkehr in die angestammte Branche und eine vergleichbare Tätigkeit äusserst schwierig. Neueinstellungen wurden gestoppt. Weitere Mitarbeitende wurden entlassen. Für die Kandidaten im Outplacement erwies sich vor allem die Suche nach neuen beruflichen Tätigkeitsfeldern als Schlüssel zur Lösung.

OTP hat diese Tendenzen von Beginn der Pandemie an in der Beratung aufgegriffen und die Gestaltung der Outplacement-Programme auf die neuen Herausforderungen fokussiert. 

Ein gutes Beispiel ist hier der Fall einer Führungskraft der Tourismusbranche Enrique F., der mit Anfang 50 als stellvertretender Leiter eines Reisebüros seine Position verlor. Von Herbst 2020 bis zum Frühjahr 2021 wurde er von OTP im Outplacement-Coaching betreut. 

Auch wenn sich die Kündigung im Vorfeld abgezeichnet hatte, war sie für diesen Klienten eine persönliche Krise. 25 Jahre seines erfolgreichen Arbeitslebens wurden abrupt beendet. Eine Rückkehr in die Reisebranche erschien ausgesprochen schwierig.

Die Zuversicht für eine positive Lösung kam erst schrittweise zurück. Enrique F. führte mit OTP eine detaillierte Standortbestimmung durch, die ein facettenreiches Kompetenzprofil, ein Re-Branding seiner Arbeitspersönlichkeit und einen aktuellen CV erbrachte. Resultat war die Verwandlung seines Selbstbildes: Dem Klienten wurde nach langer Zeit wieder bewusst, wie stark sein Kompetenz-Portfolio ein Erfolgsprofil darstellt. Es umfasst sieben Sprachen und glänzt durch Umsatzgenerierung im 7-stelligen Bereich. Im persönlichen Bereich weist er eine hohe Stress-Resilienz, eine stark ausgeprägte Service-Orientierung und grosse Kommunikationsstärken mit Einzelkunden aus. Ausserdem überzeugt er bei der Reklamationsbearbeitung mit seiner hohen Professionalität.  

Im Coaching fand der Klient zur vollen Motivation zurück und sah nun die Krise als Chance. Er suchte nicht mehr die gleiche Führungsposition in der gleichen Branche, sondern betrachtete das Gesamtbild. Das Programm förderte seine konzeptionelle Kreativität, mit Hilfe des Coaches neue Berufsfelder zu sichten und das Karriereziel so zu definieren, dass die Kundenbetreuung durch digitale Medien in den Vordergrund rückte. 

Hier kam die enge Begleitung durch den Coach zum Tragen: Aufbauend auf die vorhergehende SWOT Analyse wurde eine neue Suchstrategie erarbeitet und mit einem aussagekräftigen Elevator Pitch verstärkt. Diese Suchstrategie beinhaltete 

a) die Identifizierung von Branchen und Tätigkeitsfeldern, in denen das Profil des Klienten auch bei COVID 19-Einschränkungen gefragt sein könnte, 

b) die Erweiterung der reaktiven Stellensuche um die aktive Initiativstellensuche, und 

c) die Erweiterung des Netzwerkes durch digitale Vernetzung, etwa mit LinkedIn. 

Die Umsetzung der klassischen Netzwerkarbeit empfand der Klient wiederum als Stärkung seines Selbstbewusstseins. Allein aufgrund der Netzwerkarbeit kamen verschiedene Orientierungsgespräche und mehrere konkrete Bewerbungsmöglichkeiten zustande.

In diesen Gesprächen wurde für den Klienten greifbar, dass trotz der COVID 19-Belastungen des Arbeitsmarktes spezifische berufliche Nischen für den beruflichen Neustart gegeben waren.

Als mit Unterstützung des Coaches systematisch die neue Suchstrategie umgesetzt wurde, kamen die Einladungen zum Interview. Die Vorbereitung der Interviews fand im Wesentlichen über digitale Medien (Skype, Zoom und Microsoft Teams) statt. Durch diesen Übungseffekt in den Remote-Vorstellungsgesprächen konnte er seinen professionellen Eindruck stärken. 

Ergebnis seiner intensiven Zusammenarbeit mit dem Coach war, dass der Kandidat 8 Monate nach Programmstart eine neue Anstellung in einer grossen, renommierten Versicherung als Kundenberater antreten konnte. Sein Engagement, seine hervorragenden Fähigkeiten in der Kommunikation mit Klienten sowie seine Stress-Resilienz erwiesen sich in den ersten sechs Wochen am neuen Arbeitsplatz als ausgeprägte Erfolgsfaktoren. Auch sein Ziel, das letzte Gehalt zu übertreffen, konnte Enrique F. erreichen: seine jetzige Vergütung liegt monatlich CHF 1’000.- über dem vorherigen Salär.

Im persönlichen und schriftlichen Feedback zum Outplacement Coaching beurteilte der Klient als grössten Gewinn die kontinuierliche und intensive Zusammenarbeit mit dem Coach. In stark motivierenden Phasen wurden ihm die richtigen Techniken und Strategien gezeigt, um mit der digitalen Dimension der Suchstrategie und Bewerbungsaktivitäten professionell umzugehen. In Phasen der Demotivation konnte der Coach als persönliche Ansprechpartnerin helfen, das Tief zu überwinden und mit neuen Sicht- und Herangehensweisen die Motivation aufzufrischen.

Im Fazit lässt sich feststellen, dass gerade in Corona-Zeiten das digital orientierte Outplacement-Coaching den Erfolg fördert. Es stärkt die persönlichen digitalen Kompetenzen der Klienten (gerade 50+) und erweitert in der Nutzung der digitalen Funktionsweise des Arbeitsmarktes die Breite der Stellenangebote erheblich.

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